Vagabund

Die 2006 Story

Leipzig - Mallorca - Marseille - Arles von Antje Fröhlich

 

Köln - Palma - Barcelona - Marseille - Arles  von Helmut Robertz

 

Bericht von Helmut Robertz

Überführung der Segelyacht Contest 32 Vagabund

Von Mallorca nach Marseille und weiter bis Arles

Vom 23.August bis 2. September 2006

 

Der Liegeplatz der Contest 32 CS - Vagabund ist der Hafen Porto Portals auf Mallorca.

Nach der Anfrage, ob ich an der Überführung teilnehmen kann, mußten wir erst noch einige Dinge klären,

bevor ich zusagte, besonders wichtig war mir dabei das Verständnis meiner Frau Anni.

Bei einem Treffen am 13. August bei Irrenbergs lernte ich die weiteren Mitsegler und Eigner Jürgen, Dörthe und Antje kennen. Jürgen schien mir von den neuen Eignern die meiste Segelerfahrung zu haben.

Klar, dass er der verantwortliche Skipper sein würde. Im Gespräch hatte ich jederzeit den Eindruck, dass alle sich gut vorbereitet hatten betreffend Sicherheit und Seemannschaft. Auch Berichte über den Zustand des Bootes ließen uns nicht zweifeln.

Die Planung :

Jürgen und Antje fliegen früh am 23.8. ab Leipzig nach Mallorca und treffen schon Vorbereitungen.

Peter und ich fliegen erst am Abend ab Köln und werden in Palma abgeholt. Nach Beendigung der Überfahrt kommt Kerstin, Dörthe und ihr Sohn Paul mit dem Auto bis Marseille und bilden mit Jürgen die neue Crew, Peter, Antje und ich fahren mit gleichem Wagen dann heim. Den weiteren Verlauf der Reise habe ich aus der Erinnerung in Tagesberichten gebracht ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ersetze keinesfalls ein Logbuch.

Mittwoch 23.8.06

Um 17.30 Uhr bringt Anni mich nach Kaarst. Peter und Kerstin stehen schon bereit, haben auch schon Peters Fluggepäck eingeladen. Mir schien, dass es doch erheblich zuviel an Gewicht war, doch Peter wollte das Risiko wagen. Leider ging die Rechnung nicht auf und die Fluggesellschaft verlangte eine kräftige Nachzahlung.

Kurz vor dem Abflug noch eine Aufregung, mein Name wurde aufgerufen. Da ein Koffer von Peter, welcher Metallteile und Sprayflaschen enthielt, auf meinen Namen durchlief, ich musste zum Sicherheitsdienst. Einige Sprayflaschen und Pressluftkartuschen wurden einbehalten und der Koffer freigegeben.

Wie geplant holten uns Jürgen und Antje am Flughafen ab. Jürgen fuhr uns zum Hafen und nach seinem Fahrstil zu urteilen, glaubte ich, den gefährlichsten Teil der Reise geschafft zu haben.

Nach Bootsbesichtigung gingen wir noch ins Restaurant zum Pizzaessen, noch einige Zeit wurde das Boot inspiziert und gegen 1.00 Uhr ging es ab in die Kojen.

Donnerstag 24.8.06

Aufstehen gegen 8.30 Uhr. Nach dem Duschen gingen wir zum Frühstück ins Restaurant. Antje fuhr zum Einkaufen, Jürgen hatte noch einiges am Boot zu tun, Peter und ich bauten ein neues Funkgerät ein. Wir stellten fest, das Funkgerät hat zwar sehr kleine Sendeleistung, aber kein Empfang. Auch eine Überbrückung der Stromkabel brachte keine Besserung. Spannungsmessungen ergaben, dass trotz Laufen des Ladegerätes die Batterien leer und damit auch kaputt waren. Zwei Verbraucherbatterien wurden ausgebaut und eine neuwertige, aber gebrauchte Batterie eingebaut. Mit den Überbrückungskabeln funktionierte jetzt auch das Funkgerät. Plötzlich ein neues Problem. Brandgeruch kam aus dem Bereich Backskiste/ Motorraum.

Nach Stromabschaltung zunächst kein weiterer Schmorbrand mehr. Peter und Jürgen gingen zum Duschen, während ich zur Sicherheit mit Feuerlöscher in Bereitschaft an Bord blieb. Nach Rückkehr der Beiden suchte ich weiter nach der Ursache und fand im Motorraum Stromkabel, die sich schon in einem Wasserschlauch der Bilgenentwässerung eingebrannt hatten. Nach ein bis zwei Minuten qualmte es auch aus der Bilgenpumpe.

Das Stromkabel zu dieser Pumpe habe ich getrennt und isoliert. Wir waren erst mal froh, die Ursache gefunden zu haben und waren auch der Meinung auch ohne elektrische jedoch mit der Handlenzpumpe, die Reise ohne Risiko zu machen. Feststellen konnte ich noch, dass auf dem Wellengenerator, zur zusätzlichen Ladung der Batterien, überhaupt kein Keilriemen war und auch scheinbar schon lange weg war. Reste eines alten Riemens waren nicht zu finden. Hier waren wir uns einig, dass dieses kein Sicherheitsproblem ist, da wir von einer sonst intakten Motorlichtmaschine ausgingen. An Bord war nur eine Überseekarte Mallorca bis Golf de Lyon. Eine Ansteuerung Marseille musste noch besorgt werden und kam auch bis zum Abend. Wir trafen noch Gero, den Schiffsmakler. Er versprach uns für morgen aktuelle Seewetterberichte. Am Abend noch beim Italiener essen und ca 24.00 Uhr ab in die Koje.

Freitag 25.8.06

Wir haben beschlossen, heute Mittag auszulaufen. Antje bringt den Leihwagen zurück, während wir noch einige Dinge an Bord erledigen. Der bei Gero ausgedruckte Wetterbericht von Seewis verspricht nichts Gutes, das heißt Mistral bis WS 7. Gero empfiehlt uns dringend, erst mal nur bis Barcelona oder Palamos zu segeln und dann vorsichtig an der Küste vorbei weiter. Also wird noch eine Seekarte Barcelona bis Marseille gekauft. Etwa um 12.00 Uhr nochmals Volltanken und ab geht’s in westlicher Richtung um die SW –Ecke Mallorcas, dann mit nördlichem Kurs. Jürgen ist vorsichtig und hat 2. Reff im Großsegel, Genua aber voll. Vor Anbruch der Dunkelheit wird die Genua eingerollt und der Motor gestartet. Bei 2000 UpM und ca 6,5 kn Fahrt sind wir für die Nacht gerüstet. Mallorca verschwindet am Horizont. Jürgen und Antje haben erste Freiwache. Bis Mitternacht nimmt der Wind bis 15 kn zu, der Seegang wird auch kräftiger. Wir machen uns aber keine großen Sorgen. Jürgen kommt zurück und macht mit Peter Wache, während ich ins Vorschiff verschwinde zur Freiwache. Hier ist die Möglichkeit, sich bei dem doch immer mehr zunehmenden Seegang festzukeilen, um etwas Schlaf zu finden.

Samstag 26.8.06

In der Nacht wird der Wind und der Seegang immer schlimmer. Damit war so weit südlich von Lyon noch nicht zu rechnen. Wind bis zu 40 kn/h. In der Koje werde ich ganz schön herumgeschleudert. Ca 3.30 Uhr übernehmen Antje und ich die Wache, Jürgen und Peter haben schon den Kurs auf Barcelona festgelegt.

Motor und Steuerpilot laufen sehr prima und wir kommen trotz Sturm gut voran. Nördlich in Richtung Lyon können wir ein heftiges Gewitter lange Zeit beobachten Zum Glück bleibt es weit weg, wir hören nicht mal den Donner. Da Peter sich mit seinem GPS noch vertraut machen muß, nehme ich vorerst noch mein Gerät, welches uns auch zuverlässig den Kurs nach Barcelona zeigt. Die Einfahrt in den Hafen ist schon beeindruckend, vorbei an Kreuzfahrschiffen, Frachtern, Fischerbooten, unter einer Seilbahn durch, an Werften vorbei und die Stadt Barcelona vor Augen. Ca 13.00 Uhr finden wir dann im Yachthafen einen Liegeplatz. Antje erledigt die Anmeldung und wir können jetzt erst mal duschen. Da die Herrendusche wegen Reinigung geschlossen war, sind wir so frech und duschen auf der Damenseite. Zum Glück kam die Aufsicht erst nachdem wir fertig waren. Ganz einverstanden war sie jedenfalls nicht. Zu einem Imbiss gingen wir gemeinsam zur Stadt. Anschließend wollten Jürgen, Peter und Antje etwas schlafen. Da ich noch nie in Barcelona war, wollte ich mir doch lieber noch etwas die Stadt ansehen. 17.30 Uhr war ich dann wieder an Bord. Zum Abendessen gingen wir wieder gemeinsam.

Eine hervorragend schmeckende Paella gab es gleich für alle. Da die Mistralwarnung noch galt, beschlossen wir morgen nur bis Palamos zu segeln. Bei einer Flasche Sangria und Bier ließen wir den Abend ausklingen.

Sonntag 27.8.06

Wir konnten ausschlafen und gemütlich frühstücken. Unser Ziel Palamos war ca 40 Sm entfernt und deshalb bestand kein Grund zur Eile. Nach 11.00 Uhr liefen wir aus. Der Wind war mäßig und trotz voller Segel lief der Motor mit.

Nach ca. 10 Sm ging an der Motorpaneele das Ölkontrolllicht an, außerdem fielen Instrumente wegen Strommangels aus. Jürgen war für Rückkehr nach Barcelona, um dort erst die Mängel zu beheben. Gegen 16.00 Uhr waren wir wieder am Liegeplatz. Die Motorkontrolle ergab noch ausreichend Öl, trotzdem wurde noch ein Liter bis zum oberen Strich am Peilstab nachgefüllt. Bei der Motorelektrik war auch für einen Laien eine schreckliche Unordnung erkennbar.

Nach meiner Ansicht konnte es jederzeit zu einem erneuten Brand kommen. Ein Regler oder

Stromverteiler lag mit offenen Kontakten zum Motor hin lose zwischen Motorblock und Schalldämmung eingekeilt und bei Berührung der Anschlusskabel kamen sogleich Funken. Mit einigen Schrauben haben wir dieses Teil erst mal an der Motorraumwand befestigt. Auch ein blaues Massekabel hing lose mit offenem Kabelschuh herum. Undenkbar, wenn diese Funken auf See einen Motorraumbrand verursacht hätten.

Draußen lernte Jürgen den Ratze kennen, einen Bootsbauer, der hier wohnte. Er kannte wieder den Schiffselektroniker Steve. Steve wollte morgen früh um 8.30 Uhr unsere Bootselektrik prüfen - wir konnten weiter nichts tun. Wenigstens hatten wir die Hoffnung, dass während unserer Wartezeit der Mistral sich beruhigt. Zum Abendessen gingen wir nochmals ins gleiche Restaurant wie am Vorabend.

Montag 28.8.06

Pünktlich 8.30 Uhr kam Steve, der Bordelektriker, zum Boot. Zunächst wurden die bisherigen Erlebnisse und unsere laienhafte Erkenntnisse mitgeteilt. Steve hörte gut zu und ging auf Fehlersuche.

Dabei gab es eine Menge Fehler in der Bordelektrik festzustellen.

1. Die letzte der noch alten Batterien hatte noch 30 % Kapazität und musste auch ausgetauscht werden.

2. Die in Mallorca erworbene Batterie war durch lange Lagerzeit nur noch ca 60 % belastbar, kann aber vorerst an Bord bleiben - als Verbraucherbatterie.

3. Die Batteriepole sind korrodiert und müssen gereinigt und gefettet werden

4. Die Lichtmaschine des Wellengenerators war heiß, durch fehlenden Keilriemen sowieso unbrauchbar, sodass dort statt Stromerzeugung nur Stromverbrauch, möglicherweise durch einen Kurzschluss, stattfand. Abhilfe konnte nur durch Tennen des Stromkabels zu diesem Generator erfolgen.

5. Die mögliche Hauptursache des Stromproblems fand Steve anschließend. Der Antriebsriemen der Lichtmaschine war so lose, dass keine Stromerzeugung möglich war. Ursache war ein totaler Bruch der Spannstange für den Keilriemen. Steve baute die gebrochenen Teile aus und lies sie schweißen.

Nachmittags gingen Peter und ich noch zum naheliegenden Strand schwimmen.

Zum späten Nachmittag konnten wir eine neue Starterbatterie kaufen und einbauen. Steve baute den Halter ein und prüfte nochmals die Elektrik. Leider dachte keiner daran, auch nochmals die Funktion der Ölkontrolllampe zu prüfen, die Störung sollte allerdings mit der Behebung der Elektroprobleme behoben sein.

Zum Abendessen gingen wir heute in ein anderes Restaurant. Peter bestellte Calamaris, Jürgen und Antje eine riesengroße Fischplatte und ich eine Paella. Mit dem Essen waren wir alle sehr zufrieden.

Wir stellten nochmals klar, dass unser Umkehrentschluss nach Barcelona richtig war, auch waren wir alle der Meinung, mit Steve einen absoluten Fachmann erwischt zu haben. Jedenfalls wollen wir morgen früh nach Erhalt der Wettervorhersage auslaufen und je nach Aussicht erst bis Palamos und dann sogar weiter bis Marseille fahren.

Dienstag 29.8.06

Nach dem Wetterbericht sieht es so aus, dass der Mistral durch ist. Wir laufen also zeitig ca 9.00 Uhr aus Richtung Marseille. Da Palamos an der Strecke liegt, wollen wir dort nochmals auftanken und den Wetterbericht absichern. Beides wird gemacht und lt. aktuellstem Bericht ist der Mistral durch und für die Nacht mit Bft 5 max 6, in Böen mal 7 aus NW zu rechnen. Wir freuen uns auf eine schöne Segelnacht.

Der Wind kommt zunächst noch aus NO mit 3-4 Bft. Vor Einbruch der Dunkelheit lässt Jürgen 2. Reff einbinden und die Genua einrollen. Die Öllampe geht plötzlich mit unterschiedlicher Lichtstärke wieder an.

Ich rufe meinen Freund Bruno Panglisch, einen Landmaschinemeister an. Nach seiner Meinung eher ein Masseproblem der Bordelektrik, da wir allerdings nichts machen können, müssen wir also mit dem Restrisiko weiter.

Trotzdem hat uns sein Rat etwas beruhigt, denn bei einem echten Ölproblem wären wir nicht so weit gekommen. Wir haben also keine andere Wahl wie Augen zu und durch. Jedenfalls hat der Motor durchgehalten, ebenso auch die zuverlässige automatische Steuerung.

Wie vorhergesagt, kommt weiter in Richtung Golf de Lyon der Wind aus NW, allerdings wesentlich stärker, zunächst 30 – 40 kn/h etwa 7 Bft

Mittwoch 30.8.06

Gegen Mitternacht kommt Jürgen zur Wache und ich versuche, zu schlafen. Der Wind hat auf 8-9 Bft zugenommen, Antje hält es nicht aus und wird von Jürgen in den Salon runter geschickt, sie ist schwer seekrank und will nur Ruhe.

Die See kocht, das Boot ist wie ein Spielzeug in den Wellen, die völlig ungeordnet von allen Seiten einschlagen. Einige Male schlug das Boot auf und es knallte wie ein Kanonenschlag. Wir bekamen doch alle Angst, ob wir hier heil raus kommen. Inzwischen ist das Großsegel zerfetzt, obwohl 2. Reff eingebunden war. Ursache wahrscheinlich die Reffleine, sie war der extremen Belastung nicht gewachsen und ist gerissen, durch den Schwung riss die 1. Reffkausch und noch mind. zwei Reffbändsel. Das wahre Ausmaß konnten wir erst bei Tageslicht sehen, nur noch Reste eines Segels, die durch ihr wildes Schlagen über Stunden aber immer noch einen nerventötenden Krach verursachten. Bei Tagesanbruch ließ der Wind etwas nach, so um 6 Bft, der Seegang aber blieb bei 3 - 4 m Wellen , diese hatten keine klare Ordnung, es war eher eine Kreuzsee. Deshalb war es auch nicht möglich, das Boot auf einen besseren Winkel zu bringen. Völlig enttäuschend dann wieder der zunehmende Wind bis über 50kn/h ,- 9bis10 Bft. Wir haderten über die Unzuverlässigkeit der Wetterprognose, hatten wir uns doch in Palamos extra nochmals abgesichert. Irgendwann will sich auch noch die vor der Sprayhood mit zwei Spannbändern befestigte Rettungsinsel verabschieden. Jürgen will kein Risiko und die Insel aufgeben, egal wie viel Geld eine neue kostet. Wir beobachten, wie nacheinander die Insel aus den Gurten rutscht. Unabhängig von den Kosten will ich die Insel auf jeden Fall holen, ist sie doch möglicherweise noch für uns eine Lebensversicherung. Gut angegurtet, gelingt es mir wirklich in letzter Sekunde an der Reling vorbei nach vorne zu kriechen und die schon gelöste Insel ins Boot zu leiten, wo Jürgen sie auffing und auf der Sitzbank anband. Gegen 11.00 Uhr erstmals Landsicht und ca 12.00 Uhr sind wir vor der Ansteuerung Marseille. Der Sturm lässt nicht nach, auch die Hoffnung auf weniger Welle erfüllt sich nicht. Einzig positives, ein reinfahrendes Fischerboot erkennt unsere miese Lage und verlangsamt die eigene Fahrt und leitet uns kurze Zeit. In der Marseiller Bucht ist der Wellengang kurz und hart, nur kurz kann man wegen der überkommenden Gischt nach vorne sehen. Kursrichtung kann immer nur nach GPS-Position und Winkelschätzung erfolgen. Diese Navigation bringt uns aber weiter zur richtigen Hafenansteuerung. Endlich im Hafenkanal haben wir ruhiges Wasser und können aufs Vorschiff, um die Reste des Großsegels zu bergen. Im Hafen wäre ich beinahe noch vom Steg gedrückt worden, ein 7 t. Schiff ist nicht gegen den Wind von Hand zu halten. Gerade noch konnte ich mich von außen an der Reling klammern und mit Hilfe von Jürgen reinklettern. Beim 2. Anlauf kamen wir dann gut in die Box.

Nach dem Festmachen haben wir uns erst mal alle im Arm genommen.

Ich glaube, jeder hat auf seine Art Gott für die gute Ankunft mit einem stillen Gebet gedankt.

Antje, Jürgen und Peter melden uns im Hafenbüro an, inzwischen kommt der Zoll an Bord und durchsucht tatsächlich das Boot. Obwohl ich wegen Sprachschwierigkeit wenig aussagen konnte, erkannten sie doch schnell, dass wir harmlose Segler sind und erkundigten sich doch mitfühlend nach unserer Reise.

Zum Abendessen gingen wir in ein naheliegendes Restaurant und Jürgen ließ es sich nicht nehmen, für die Bergung der Rettungsinsel ein Essen zu spendieren.

Donnerstag 31.8.06

Heute sieht alles besser aus, selbst der Mistral hat sich gelegt und es ist schwacher Wind - warum nicht gestern? Mit Jürgen gehe ich zum Baumarkt um Holz für die Maststützen zu kaufen. Zurück wird noch etwas aufgeräumt und jetzt drängt auch die Zeit, denn um 11.30 Uhr ist Krantermin. Trotzdem müssen wir am Kran noch ca. 2 Stunden warten. Nach Mastlegung und Befestigung auf den vorbereiteten Stützen können wir ablegen. Ein Zwischenstopp im Yachthafen, wo der unfreundliche Hafenmeister den Seenotfall mit dem zerfetzten Segeln bestätigen sollte, war leider erfolglos, die Unlust des Hafenmeisters war unübersehbar. Wir fuhren gleich gegenüber zur Schleuse zum Rhonekanal, dort mussten wir auch nochmals 1 Stunde bis 16.35 Uhr warten. Nach der Schleusung gleich stromaufwärts Richtung Arles. Der Rohnekanal ist durch grüne und rote Stangen bestens markiert, ein ´Schnibbeln ´soll auf keinen Fall versucht werden.

Wegen der hereinbrechenden Dunkelheit und der lt. Plan noch ca. 20 km Entfernung bis Arles habe ich große Bedenken, die Fahrt noch lange fortzusetzen, doch zwischen Plan und Kilometerangabe am Ufer stimmte etwas nicht. Jedenfalls waren wir plötzlich schon kurz vor Arles. Ein Handyanruf von Kerstin, die mit Dörthe und Paul auf der Brücke warteten und ein Lichtzeichen von uns bestätigten, gaben uns Gewissheit, wir hatten unser Etappenziel erreicht.

Die Freude an Bord war sicher ähnlich, als Kolumbus Land sah und Amerika entdeckte. Nach der zweiten Brückendurchfahrt hätten wir in der Dunkelheit fast noch den Anlegersteg verpasst und nur durch die springenden und winkenden Figuren auf dem Steg, Dörthe, Kerstin und Paul, fanden wir uns wieder zurecht. Nach dem Anlegen eine herzliche Begrüßung und natürlich gab es auch eine Menge zu erzählen von unserem Horrortörn.

In einem Restaurant war ein Tisch reserviert, wo während und nach dem Essen noch lange geklönt wurde.

Freitag 1.9.06

Heute wollte keiner so richtig los und so 8.30 Uhr kam erst Bewegung ins Boot. Mit 7 Personen und dem ganzen Gepäck ist es auch reichlich eng. Nach kurzem Aufklaren wurde erst mal Gepäck und Proviant neu sortiert und gebunkert bzw. unser, d.h. Antjes, Peters und mein Gepäck ins Auto gebracht. Gegen 11.00 Uhr war es dann möglich, zu frühstücken. Entgegen ursprünglicher Planung war Peter doch für eine heutige Heimreise, schon wegen der Enge an Bord. Dieser Meinung schlossen Antje und ich uns auch gerne an. Sicher wären wir auch gerne nach Avignon gefahren und hätten nochmals eine Nacht an Bord verbracht, aber so war es besser. Wir verabschiedeten uns von der neu zusammengesetzten Crew, der wir alles Gute noch wünschten.

Strecke

Wir waren insgesamt ca 350 Sm unterwegs. Porto Portals- Barcelona 135 Sm Barcelona- halbe Strecke Palamos und zurück 40 Sm

Barcelona_Palamos –Marseille 175 Sm Marseille – Arles

Facit:

Dieser Törn war von der Zusammensetzung der Mannschaft her gut gelungen und wir hatten auch viele schöne Erlebnisse. Das Boot wirkt robust und seetüchtig, segelt gut, (was wir allerdings wenig testen konnten) ist sicher kein Renner, hat aber viel Innenraum und wird hoffentlich der Mannschaft noch viel Spaß machen. Die Probleme mit den Segeln sind sicher niemand vorzuwerfen, da der Zustand der Reffleine und auch der Segel keine Fehler erkennen ließ. Über die Unzuverlässigkeit der Wetterprognose, die uns in große Not gebracht hat, bringt uns bei der Beurteilung nicht weiter, da wir ohnehin keinen Schuldigen finden werden.

Völlig anders sieht es bei der Elektrik an Bord aus. Was hier ablief, muss schon als unverantwortlich, ja sogar lebensbedrohend eingestuft werden. Wer auch hier verantwortlich war, der letzte Eigner, der Makler oder sonst wer, die Leute müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Wir können wirklich sagen: Nur mit Glück und eigener Abhilfe sind wir einer Katastrophe entgangen.

Hier nochmals die Fakten.

Der Kabel- und Bilgenpumpenbrand noch im Hafen. Die Kabel zur Pumpe und zum Bilgenschalter waren als einfache Strippen ohne Befestigung quer durch den Motorraum gelegt. Der Regler (oder Stromverteiler) lag lose in der Bilge mit offenen Kontakten Richtung Motorblock .Bei leichter Berührung der Kabel entstand Funkenbildung. Der gebrochene Lichtmaschinenhalter hätte bei der zugesagten Motorinspektion auffallen müssen, ebenso der nicht vorhandene Keilriemen des Wellengenerators. Man kann nur noch von Glück reden, dass die kaputten Batterien uns wenigstens soweit aufgehalten haben, dass die anderen Fehler noch zeitig entdeckt werden konnten.  Nicht auszudenken, wenn während des Sturms der fast schon vorprogrammierte Brand ausgebrochen wäre.

Ich denke, die jetzigen Eigner sollten die Sache so nicht auf sich beruhen lassen.

Euch allen einen herzlichen Gruß und allzeit gute Fahrt mit der Vagabund

geschrieben aus der Erinnerung am 3. + 4. September 2006

Euer Mitsegler Helmut

 

  

 

Von Anfang an    von Jürgen Missing

         folgt irgendwann